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Prüfungsdesign

Rahmenvorgaben & Set/Design

Steht dein Lernformat schon fest?

Schritt 5

Falls deine Qualifikation eine Art der Überprüfung beinhalten soll: Überlege, wie du diese kompetenzorientiert gestaltest und wie du das Erreichen der Lernziele prüfst.

1. Wie stellst du sicher, dass die Prüfung die Anwendung des Gelernten in praxisnahen Situationen erfasst und nicht nur Wissen abfragt?

Gestalte ich eine Prüfung nur als Wissensabfrage, tendieren Lernende dazu auch nur genau dies zu tun: Wissen sich anzueignen, aber nicht darüber zu reflektieren oder anzuwenden. Kompetenzen kann man nicht wirklich „sehen“, sondern sie werden durch die beobachtbare Performanz der handelnden Person in lebens(nahen) Situationen sichtbar.

Hier kommen wir wieder zurück zu den Anforderungssituationen, Lernzielen, Aufgaben und dem Constructive Alignment. Kompetenzorientierte Prüfungen orientieren sich an diesen lebensweltnahen Problemstellungen mit ihren Lernzielen, die dann unter (möglicherweise begründeter) Anwendung der gelernten Wissensbereiche gelöst werden sollen. Idealerweise werden die Ergebnisse der Lernziele sichtbar gemacht.

Prüfungsmotivation nutzen

Für die meisten Qualifizierungen aus Projekten gibt es keine oder wenige richtige Prüfungen. In der Regel geht es nur um bestanden oder nicht bestanden.

Dennoch hat die Gestaltung von Prüfungen eine Auswirkung auf die Lernkultur. Es wird gelernt, was geprüft wird. Es macht einen Unterschied, ob alle die Aufgaben pünktlich abgeben und mitmachen, oder die Aufgaben nur sporadisch erledigt werden. Gerade im asynchronen digitalen Lernen werden Aufgaben so gestellt, dass ein sozialer Austausch stattfindet. Auch hier ist das Handeln und die Kommunikation der Erwartungen des Lehrenden entscheidend.

Schau dir deine Lernziele der einzelnen Aktivitätsschritten an. Wie kannst du diese in ihren einzelnen Schritten (Planen, Umsetzen, Auswerten und Innovieren) abprüfen? Achtung: Exakt gleiche Lernaufgaben dürfen nicht nochmals gestellt werden. Schau dir dazu das Beispiel in der Vorlage an. 

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2. In welchen realitätsnahen Situationen können die Lernenden ihre erworbenen Kompetenzen zeigen, und wie orientierst du die Prüfung an ihrem Alltag?

Lernende können ihre erworbenen Kompetenzen am besten in realitätsnahen Situationen zeigen, die direkt an die spezifischen Herausforderungen ihres Alltags als Trainer*in oder Übungsleiter*in anknüpfen. Dazu gehören Anforderungssituationen wie das Planen und Durchführen einer Trainingseinheit, das Anleiten und Korrigieren von Sportler*innen, das Coachen im Wettkampf oder das Reagieren auf spontane Probleme wie Motivations- oder Teamkonflikte

Um die Prüfung nah an ihrem Alltag zu orientieren, empfiehlt es sich, praxisbezogene Aufgaben zu stellen, wie z. B. Konzepte zu realen Trainingsszenarien, Videoanalysen eigener Coachings oder praktische Übungen, in denen sie eine Trainingssituation simulieren und ihr Handeln reflektieren. So können die Lernenden ihre Kompetenzen in einem vertrauten, praxisnahen Kontext unter Beweis stellen.

3. Welches Prüfungsformat (digital oder in Präsenz) sowie welche Aufgabenformen wie Lehrproben oder praktische Übungen eignen sich am besten, um Kompetenzen sichtbar zu machen?

Ein kompetenzorientiertes Prüfungsformat im Sinne des DOSB-Kompetenzmodells kann sowohl digital als auch in Präsenz durchgeführt werden. Für die Sichtbarkeit von Kompetenzen eignen sich besonders praxisnahe Aufgabenformen wie Fallstudien, Videoreflektionen oder praktische Übungen, bei denen die Lernenden ihr Wissen in realitätsnahen Situationen planen, anwenden und auswerten können. Diese Formate fördern die direkte Anwendung und machen die Fähigkeiten der Teilnehmenden sichtbar.

Beispiele

Digitaler Bereich

  1. Videoreflektion: Lernende nehmen sich selbst bei einer realen oder simulierten Trainingsanleitung auf und reflektieren im Anschluss in einem kurzen Video oder schriftlich, wie sie dabei auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingegangen sind und wie sie ihre Anweisungen strukturiert haben. Dies ermöglicht eine Selbst- und Fremdbewertung und zeigt auch ob die Lernenden (mit Fachbegriffen) erklären können, warum sie etwas machen.
  2. Fallstudien mit Online-Diskussionen: In einer digitalen Lernplattform bearbeiten die Lernenden eine Fallstudie zu einer typischen Anforderungssituation (z. B. eine Konfliktsituation im Team) und diskutieren mögliche Lösungsansätze in Gruppen. Diese Methode fördert die Anwendung von Wissen und die Interaktion mit anderen Lernenden.
  3. Quiz und Szenario-basierte Fragen: Über ein Online-Quiz können praxisbezogene Szenarien simuliert werden, bei denen Lernende unter mehreren Handlungsoptionen wählen müssen und ihre Entscheidungen begründen. Achtung hier bei reinen Multiple-Choice Fragen, die nur wenig kognitive Aktivierung haben. In der Realität haben die Teilnehmenden in der Regel keine vorgefertigte Antwortauswahl.

Präsenzbereich

  1. Praktische Übung oder Simulation: Die Lernenden führen eine echte oder simulierte Trainingseinheit durch, bei der sie ihre Planungs-, Kommunikations- und Anleitungsfähigkeiten zeigen. Anschließend müssen sie sich selbst einschätzen und erhalten Feedback (möglicherweise sogar von der Gruppe) oder Bewertung vom*n Prüfer*in,
  2. Fallbesprechungen und Rollenspiele: Im Rahmen einer Fallbesprechung oder eines Rollenspiels bearbeiten die Lernenden komplexe Szenarien (z. B. Coaching im Wettkampf) und spielen diese durch, um ihre Lösungsansätze in Echtzeit zu erproben und Feedback zu erhalten.
  3. Praktische Prüfung mit direktem Coaching: Hierbei arbeiten die Lernenden mit echten Teams oder Gruppen und werten nach der Durchführung aus und erhalten direkt Feedback.

4. Wie überprüfst du, ob die Lernenden die Lernziele erreicht haben, und welche Kriterien nutzt du, um den Erfolg in der Anwendung und Reflexion des Gelernten zu messen?

Um zu überprüfen, ob die Lernenden die Lernziele erreicht haben, sind Kriterien wie die Qualität der Umsetzung, die Reflexion des eigenen Handelns und die Übertragung auf ihre berufliche Praxis zentral. Im DOSB-Kompetenzmodell wird der Erfolg daran gemessen, wie gut die Lernenden Wissen und Können in Anforderungssituationen kombinieren. Reflektiertes Handeln bedeutet, dass sie auch erklären können, warum etwas funktioniert oder nicht.

Beispiel: Eine Methode zur Erfolgsmessung ist ein Kompetenzraster, das die Lernziele in klare Kriterien unterteilt und beobachtbar macht.

Beispiel: Soll der Lernende eine Trainingseinheit planen und durchführen, könnte das Raster folgende Kriterien umfassen:

  1. Planung: Ziele sind klar, Übungen passen zum Leistungsniveau und Sicherheitsaspekte sind bedacht.
  2. Kommunikation: Anweisungen sind verständlich, und Rückfragen werden beachtet.
  3. Reflexion: Der Lernende bewertet die Einheit und erkennt mögliche Verbesserungen.

Mit einem einfachen Schema („nicht erfüllt“, „teilweise erfüllt“, „voll erfüllt“) lässt sich so schnell erkennen, ob die Lernziele erreicht wurden.

Positive Fehlerkultur hin zum lebenslangen Lernen

Eine positive Fehlerkultur bedeutet, dass Fehler als Teil des Lernprozesses gesehen werden und nicht als etwas Schlechtes. Beim kompetenzorientierten Lernen helfen uns Fehler, besser zu verstehen und unsere Fähigkeiten zu verbessern. Prüfungen werden in der Kompetenzorientierung als Meilensteine auf dem Weg zum lebenslangen Lernen gesehen.

In der Prüfungssituation haben Fehler jedoch Konsequenzen, zumindest wenn benotet wird. Deswegen ist es wichtig, Leistungssituationen auch als diese zu kennzeichnen.

Setze dein Wissen direkt in die Praxis um

Nutze jetzt die Chance und hol dir unsere Vorlage zum Selbstausfüllen, damit du dein neues Wissen direkt in deinem Vorhaben umsetzen kannst. Zu jedem Kapitel findest du hier außerdem ein Beispiel mit einer Musterlösung für die Aufgaben. 

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Prüfungsdesign

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